19.05.2023 06:00
And the winner is…!
Erstmals werden in der Ersten Liga Awards vergeben. Trainer und Captains der Teams haben die Besten der Saison in drei Kategorien gewählt.
Die Saison 2022/23 geht ihrem Ende entgegen - und zum Abschluss gibts eine Premiere: Die Erste Liga verleiht erstmals Awards in drei Kategorien sowohl in der YAPEAL Promotion League als auch in den drei Gruppen der 1. Liga Classic. Die Trainer und Captains der total 66 Teams wurden gebeten, ihre Stimmen für die Besten in der jeweiligen Gruppe anzugeben.
YAPEAL Promotion League
Bester Spieler: Marin Wiskemann, SC Cham
Der schweizerisch-brasilianische Doppelbürger verbringt seine ersten elf Lebensjahre in Südamerika und bewundert als Kind Ronaldinho. Als Wiskemann in die Schweiz kommt, wird er bald Mitglied des FC Unterstrass, wechselt zu Höngg und 2020 schliesslich zu Cham. Marcel Werder, der Sportchef der Zuger, erinnert sich an ein Gespräch, das er mit dem Stürmer vor dem Transfer führte: «Kaum einer war je so offen wie er. Nach wenigen Momenten wusste ich: Das passt.»
Wiskemann hat eine erfrischende Art - und er ist für jeden Verteidiger unangenehm. Der 25-jährige und 1.88 Meter grosse Stürmer ist ständig unterwegs und behält im gegnerischen Strafraum die Nerven. Seine bisherige Bilanz: 20 Tore. Für die Chamer ist er unentbehrlich. Der zweitbeste Torschütze bringt es auf zehn Treffer.
Bester Torhüter: Felix Hornung, FC Breitenrain
Er war dritter Goalie beim FC Thun, dann wechselte er nach Bern - und fand beim FC Breitenrain nicht nur einen Verein, der zu ihm passt, sondern auch eine Bühne, auf der er sich als Nummer 1 etablieren konnte. Felix Hornung, 25 und Berner Oberländer, hat mittlerweile deutlich über 100 Partien in der YAPEAL Promotion League bestritten. Dass ihn nun Fachleute zum Besten seines Fachs kürten, macht die Wahl umso bedeutender.
«Felix hat in meinen fünf Jahren bei Breitenrain konstant gute Leistungen gezeigt», sagt Trainer Martin Lengen, «für mich ist es eine verdiente und keineswegs überraschende Auszeichnung.»
Bester Trainer: Michel Renggli, FC Luzern II
Der ehemalige Profi leistet hervorragende Arbeit in Luzern - bei jenem Verein, bei dem er einst Profi-Fussballer war und seine Trainerkarriere lancierte. 2022 verliess er die Zentralschweiz für ein halbes Jahr, coachte die U-21 des FC Basel, kehrte danach zum FCL zurück und führte die Mannschaft souverän zum Gewinn der Meisterschaft.
Das Reglement verbietet es zwar, dass die U-21 in die Challenge League aufsteigt. Und doch ist es Renggli gelungen, die Spannung jederzeit hochzuhalten. Sein Team bot attraktiven Fussball, was sich allein an Zahlen ablesen lässt: 89 Tore in 32 Partien sind Bestwert.
«Wir bekommen es gut hin, dass wir zum einen Erfolg haben, aber auch jeder einzelne besser wird», sagt Renggli, der zweifellos seinen Beitrag leistet, dass bei den Profis des FC Luzern laufend Talente aus dem eigenen Nachwuchs eingebaut werden. Ardon Jashari, Lars Villiger, Severin Ottiger, Luca Jaquez, Leny Meyer, Luuk Breedijk, Nando Toggenburger - sie alle sind beim FCL ausgebildet worden und haben sich mit entsprechenden Leistungen bei Mario Frick, dem Cheftrainer der ersten Mannschaft, empfohlen. Ardon Jashari ist inzwischen gar Captain und Nationalspieler.
1. Liga Classic - Gruppe 1
Bester Spieler: Mohamed-Salah Chaïbi, Servette FC U-21
In der Gruppe 1 werden die Awards einseitig verteilt - alle drei gehen an die U-21 von Servette, die souverän aufgestiegen ist und in bislang 28 Partien nicht weniger als 88 Tore erzielt hat. Allein 25 Treffer gehen auf das Konto von Mohamed-Salah Chaïbi.
Der französisch-algerische Doppelbürger, der auch in der Super League zu zwei kurzen Einsätzen kam, legt aber Wert auf Teamwork und betont, wie wichtig ein starker Spirit ist: «Es macht Spass mit dieser Mannschaft. Wir sind eine Gruppe, in der hervorragende Harmonie herrscht.» Er versichert auch: «Ich bin kein Egoist. Wenn ein Mitspieler besser postiert ist, lanciere ich ihn.»
Wer so treffsicher unterwegs ist wie Mohamed-Salah Chaïbi, setzt sich neue Ziele. In seinem Fall heisst das: Er träumt vom Durchbruch auf der höchsten Ebene, also in der Super League-
Bester Torhüter: Léo Besson, Servette FC U21
Der 20-jährige Goalie mit kosovarischem Pass hat bis jetzt 23 Partien bestritten und lediglich 19 Tore kassiert, also noch einmal einen Gegentreffer im Schnitt. Léo Besson, der im Nachwuchs von Servette ausgebildet worden ist, hat massgeblichen Anteil daran, dass die Genfer nicht nur offensiv brillieren, sondern auch defensiv wie Bollwerk auftreten.
Mit seinen Leistungen hat er auch im Kosovo auf sich aufmerksam gemacht. Besson hat mit der U-21-Landesauswahl schon drei Spiele über die volle Distanz absolviert.
Bester Trainer: Luigi Pisino, Servette FC U21
Der ehemalige Servette-Junior macht nun als Trainer von sich reden: Luigi Pisino, 38, war bis vergangenen Sommer Trainer der U-16, ehe er die U-21 übernahm - und zielstrebig dem Aufstieg entgegensteuerte.
Der schweizerisch-italienische Doppelbürger steht für schönen Fussball ein, er wünscht sich von seinen Fussballern, dass sie in heiklen Momenten stets spielerische Lösungen anstreben. Er hat der Mannschaft seine Handschrift verabreicht, jedenfalls zeigen die jungen Spieler eine Einstellung, die ganz seinem Gusto entspricht: «Sie sind zu richtigen Wettkämpfern gereift. Sie treten an, um zu gewinnen, sie haben den Ehrgeiz, eine professionelle Karriere einzuschlagen.»
Pisino hat ehrgeizige Pläne als Trainer - die gleichen im Grunde wie seine Talente, die in die Super League drängen. Der Coach, der Carlo Ancelotti als Vorbild nennt, formuliert es so: «Ich will als Trainer so weit wie möglich kommen.»
1. Liga Classic - Gruppe 2
Bester Spieler: François Martin, SR Delémont
Der Mittelfeldspieler ist der Taktgeber des Aufsteigers, ein Fussballer, der von seinem Trainer in höchsten Tönen gelobt wird. «François ist hervorragend am Ball», sagt Anthony Sirufo, «er hat das Auge, bestimmt den Rhythmus und ist für uns einfach eine tragende Säule.»
Der 26-jährige Franzose Martin steht seit zwei Jahren bei Delémont unter Vertrag und gehörte in 26 von 28 Partien zur Anfangsformation der Jurassier. Auch in Zukunft soll er eine tragende Rolle spielen, jedenfalls sagt Sirufo: «Wir packen die Zukunft gemeinsam an und freuen uns darauf, eine Liga höher weiterzumachen.»
Bester Torhüter: Steven Oberle, FC Black Stars
Er hat eine Vergangenheit im Nachwuchs des FC Basel, er spielte bei Concordia Basel und Laufen, bei Muttenz und den Old Boys - und seit 2015 hält er den Black Stars die Treue: Steven Oberle, 30-jähriger Goalie.
28 Begegnungen trug «Blägg» in dieser Meisterschaft bislang aus, 28-mal stand Oberle im Tor, trug dabei die Captainbinde am Oberarm und liess neunmal keinen Gegentreffer zu. Der Immobilienmakler schreibt auf seiner Homepage: «Als Fussballer verfolge ich seit Jahren den Erfolg respektive das Erfolgserlebnis auf dem Spielfeld. Neben Disziplin und Hingabe gehören tägliches Training und hundertprozentiger Einsatz zum Alltag. Disziplin, Einsatz und Erfolgstrieb sind stetige Begleiter auf dem Platz, beim Immobilienverkauf oder auch im Privatleben.»
Bester Trainer: Anthony Sirufo, SR Delémont
Im vergangenen Sommer übernahm er das Traineramt in Delémont mit einem klaren Ziel: Aufstieg. Dann machte sich der 44-jährige Franzose an die Umsetzung und erreichte nicht nur das Ziel, sondern erhielt auch eine schöne Auszeichnung: Anthony Sirufo ist der beste Trainer der Gruppe 2.
«Das ist eine wunderbare Anerkennung für die geleistete Arbeit», sagt er und betont, dass der Award für ihn auch deshalb einen besonderen Wert hat, weil Trainer und Captains wählten. Und: «Man nimmt die SR Delémont als sehr positiv wahr. Wenn nun ich und François Martin eine solche Auszeichnung erhalten, ist das auch eine Motivation, noch besser zu werden und in der YAPEAL Promotion League für weitere schöne Schlagzeilen zu sorgen.»
Schöne Schlagzeilen - vielleicht denkt er an Zeiten, in denen die SRD zum Kreis der besten Klubs im Lande zählte. 2002/03 waren die Jurassier in der Nationalliga dabei, 2012 stiegen sie aus der Challenge League ab, drei Saisons später in die 1. Liga Classic.
1. Liga Classic - Gruppe 3
Bester Spieler: Andrea Maccoppi, FC Lugano II
Andrea Maccoppi hat in seiner Karriere einiges gesehen und erlebt, er war Profi in Vaduz und Lausanne, bei Servette und Chiasso - und nun, mit 36 Jahren, bringt er sich bei Lugano ll ein. Wie er das tut, verdient grössten Respekt. Und nicht zufällig ist der Italiener nun zum besten Spieler der Gruppe 3 gekürt worden.
«Es ist mir eine Ehre», meldet Maccoppi aus dem Tessin, «wenn man von Trainer und Captains gewählt wird, hat das zweifellos einen hohen Stellenwert und freut mich enorm.»
Allerdings stellt sich die Frage, wie und wo es für den Strategen weitergeht. Eigentlich ist er vom FC Chiasso an Lugano ll ausgeliehen. Aber nach dem Konkurs von Chiasso wird Maccoppi nicht mehr zurückkehren. Wie sieht er seine Zukunft? «Es ist alles offen», sagt er, «es ist möglich, dass ich bei Lugano verlängere. Oder vielleicht tut sich eine neue Türe auf.»
Bester Torhüter: Alessandro Merlo, FC Tuggen
Im Februar 2011 bestritt er ein Länderspiel mit der Schweizer U-18 unter Coach Gérard Castella gegen Mexiko (3:2) und erhielt dabei den Vorzug vor Jérémy Frick, dem heutigen Servette-Goalie. Zum Durchbruch auf höchster Ebene reichte es dem früheren U-21-Goalie von GC zwar nicht, aber Alessandro Merlo ist zu einem starken Torhüter in der Promotion League und 1. Liga Classic geworden.
Seit 2018 steht der heute 30-Jährige im Tor des FC Tuggen und hat massgeblichen Anteil daran, dass der Aufstieg für die Schwyzer immer noch in Reichweite ist.
Bester Trainer: Giuseppe Sannino, FC Paradiso
Wer sich ein Bild von Giuseppe Sanninos Karriere machen will, stellt eines schnell fest: Seit 1990 hat der Italiener fast 30 Teams gecoacht. Erfahrung sammelte er unter anderem auch in der Serie A sowie in England.
Seit Anfang Oktober ist der 66-jährige Routinier Trainer bei Paradiso und hat keine Anlaufzeit benötigt: Mit seiner Mannschaft verlor er in der Meisterschaft lediglich zweimal und sicherte sich mit ihr den vorzeitigen Aufstieg in die YAPEAL Promotion League.
«Was ich bei Paradiso vorgefunden habe, ist eine aussergewöhnliche Gruppe», sagt Sannino, «es ist sehr wichtig, Spieler zu haben, die wissen, was sie wollen und sich verbessern wollen. Das ist bei uns sicher der Fall.»
Alle Gewinner werden anlässlich eines Heimspiels an den letzten beiden Spieltagen der Meisterschaft geehrt, wo sie ihre individuelle Trophäe sowie einen Gutschein im Wert von CHF 100.- unseres Hauptpartners 7 Melons erhalten. (pmb./jm.)
(Ende)