05.04.2024 06:00

Die leise Hoffnung von David Sesa mit Rapperswil-Jona

Der 50-jährige ex-Nationalspieler trainiert die St. Galler seit August 2022 und belegt mit seiner Mannschaft in der Hoval Promotion League aktuell Platz 2. Die Hoffnung auf den Aufstiegscoup hat er noch nicht ganz begraben.

Es ist ein Spektakel, das die Zuschauerinnen und Zuschauer am vergangenen Ostersamstag auf dem Heerenschürli zu sehen bekommen. Die U-21 des FC Zürich empfängt den FC Rapperswil-Jona, führt zur Pause 1:0 - und danach geht es rund: Die Gastgeber erhöhen auf 2:0, die St. Galler gleichen aus, der FCZ geht wieder in Führung, erneut fällt der Ausgleich. Und in der 95. Minute dreht die Partie schliesslich. Christian Konan sichert mit seinem 4:3 die drei Punkte für die Rapperswiler, die damit Rang 2 in der Tabelle festigen.

«Die Wende ist Ausdruck der Mentalität, die in dieser Mannschaft steckt», sagt Trainer David Sesa, «das sind feine Typen und gute Fussballer, die sich den Sieg mit etwas Glück, aber auch viel Aufwand verdient haben.» Und: «Der Mix stimmt. Wir haben neben jungen Talenten mehrere Routiniers wie Adonis Ajeti, André Ribeiro, Dennis Iapichino oder Captain Enes Yesilçayir, um nur vier zu nennen. Sie verleihen der Mannschaft viel Stabilität. Und mit Niklas Steffen haben wir einen starken Rückhalt im Tor.» 

Forfaitniederlage als Rückschlag

Dabei war der Start in die Meisterschaft nicht eben nach Wunsch geglückt. Aus den ersten neun Runden resultierten lediglich zwei Siege und insgesamt neun Punkte. «Wir konnten personell nicht von Anfang an aus dem Vollen schöpfen», sagt Sesa. Kam dazu, dass er mit seinem Team einen schmerzhaften Rückschlag am grünen Tisch wegstecken musste. Das 2:0 gegen Brühl wurde nachträglich in eine 0:3-Forfaitniederlage umgewandelt. Rapperswil hatte einen Spieler eingesetzt, dessen Name nicht auf dem Matchblatt stand.

Im Oktober setzte aber der Aufschwung ein. Als das Kader komplett war, reihte der FCRJ Sieg an Sieg. Das 4:3 in Zürich war der 13. in den letzten 16 Spielen. Der Club ist mit grossen Ambitionen unterwegs und klopfte bereits vergangene Saison an die Tür zur Challenge League, scheiterte aber in der Barrage an Neuchâtel Xamax. Nun würden die Rapperswiler die Promotion in die zweithöchste Spielklasse sicher nicht ablehnen. Allerdings darf in dieser Saison nur der am Ende Erstklassierte aufsteigen. Eine Barrage gibt es nicht mehr.

In der besten Ausgangslage befindet sich Etoile Carouge, die Genfer weisen neun Spieltage vor Schluss einen Vorsprung von neun Punkten auf. «Wir müssen darauf hoffen, dass Carouge zu schwächeln beginnt», sagt Sesa, «und in der vorletzten Runde sind wir gefordert, wenn es bei uns zum Direktduell kommt.»

«Man muss flexibel bleiben»

David Sesa fühlt sich generell sehr wohl in Rapperswil, auch deshalb, weil er ideale Arbeitsbedingungen mit einer tadellosen Infrastruktur vorfindet. Im August 2022 übernahm der frühere Nationalspieler, der 36-mal für die Schweiz auflief, den Trainerjob als Profi. Assistiert wird er Giuseppe Perrone, einem gebürtigen Italiener, der Sesa bereits bei der AC Bellinzona zur Seite gestanden hat. Nun stellt sich die Frage, ob David Sesa und Giuseppe Perrone über den Sommer hinaus weitermachen oder eine neue Herausforderung suchen. Sesa kam als Spieler herum, er lernte die Serie A kennen (unter anderem von 2000 bis 2004 bei Napoli) und die Eigenheiten des Geschäfts. «Man muss flexibel bleiben», sagt er darum.

Er hat einen gewöhnlichen Arbeitsvertrag mit einer Kündigungsfrist von drei Monaten. Was Ende Saison sein wird, weiss er nicht. Aber Planungssicherheit muss er nicht schon heute haben. «Natürlich möchte ich als Trainer noch einiges bewegen und erreichen», sagt er, «am liebsten in einer höheren Liga.» Aber das will er nicht als Wink verstanden haben, dass er sich bald aus Rapperswil verabschieden wird. «Wenn ich mich auf etwas Neues einlasse, muss es Sinn machen», erklärt der 50-Jährige, «ich weiss, was ich an Rapperswil habe.»

Nun geht es langsam ins Saisonfinale, und Sesa hofft insgeheim, dass es so spektakulär verlaufen wird wie jüngst der Match in Zürich. Die nächste Aufgabe stellt sich auf heimischem Terrain gegen die U-21 von YB, derweil Leader Carouge auf die U-21 von Lugano trifft. (pmb.)