14.03.2024 11:00

Sogar auf dem Kran denkt einer der Trainer an den FC Echallens Région

Sie sind jung, talentiert und erfolgreich: Mit Charly Cornut und Fabio De Almeida setzt der FC Echallens Région auf ein aussergewöhnliches Trainerduo.

Es war ein kleiner Schritt in die richtige Richtung. 2:2 trennte sich der FC Echallens Région am Wochenende von Yverdon II. Nach früher Führung war das Heimteam in Rückstand geraten, Quentin Rushenguziminega sicherte aber mit seinem zweiten Tor des Tages immerhin einen Teilerfolg. Für den Captain waren es die Saisontore 12 und 13.

Zwei Punkte hat der FC Echallens Région aus den ersten drei Partien im neuen Kalenderjahr geholt - dementsprechend durchzogen fällt die Zwischenbilanz von Charly Cornut aus: «Wir haben uns langsam gesteigert. Die Vorbereitung war schwierig verlaufen, aufgrund etlicher Verletzungen hatten wir nur wenig Stabilität. Nun sind die Resultate noch nicht so zufriedenstellend wie das Spiel.»

Charly Cornut ist 33, seine Analyse aber so abgeklärt, als ob er schon sein ganzes Leben als Trainer arbeiten würde. Genau genommen tut er dies fast auch. 13 Jahre jung war er nämlich, als er sich erstmals mit der Arbeit am Spielfeldrand beschäftigte. «Ich hatte damals eine erste schwere Verletzung und merkte bald, dass ich nicht ohne Fussball leben will.»

Schon früh habe er wie ein Coach gedacht, und die Entwicklung wurde wohl dadurch beschleunigt, dass sein Talent als Spieler ziemlich überschaubar war. Einmal liess er sich sogar in einem Medium so zitieren, dass er dem Fussball einen Gefallen tue, wenn er aufhöre. «Das war eher ein Witz», sagt er, «ich wollte damit aber zum Ausdruck bringen, dass ich auf dem Platz nicht sehr nützlich war.» Witz oder kein Witz:  Soviel Selbstironie und richtige Einschätzung der eigenen Fähigkeiten sind in diesem Metier eher eine Ausnahme.

Die Passion fürs Coachen, sie deckt sich auch mit seiner hauptberuflichen Tätigkeit. Cornut ist Lehrer für Kinder mit besonderen Bedürfnissen und geht in dieser Rolle auf: «Ich tue etwas Sinnvolles.» Angesichts dieses Backgrounds ist es wenig überraschend, unterscheidet sich sein Coachingansatz von dem vieler anderer Trainer: «Es geht mir mehr darum, mit den Menschen zu arbeiten als nur mit dem Sportler.» Das Kollektiv ist ihm besonders wichtig, und dass sich jeder Spieler ernst genommen fühlt und in der Verantwortung.

Klopp, Bielsa und De Zerbi als Inspiration

Über all die Jahre hat er natürlich auch viele Exponenten des internationalen Fussballs studiert und sich vom einen oder anderen inspirieren lassen. Auf eine Hauptquelle guter Ideen mag er sich allerdings nicht festlegen: «Es fällt mir schwer, eine einzelne Person zu definieren. Vom menschlichen Ansatz her gefällt mir insbesondere Jürgen Klopp, punkto Reflektionsvermögen Marcelo Bielsa, und auch von Roberto De Zerbi halte ich sehr viel.

Sein Co-Trainer ist Kranführer und ein «malade de foot»

Seit letztem Sommer trainiert Charly Cornut den FC Echallens Région, tatkräftig unterstützt von Fabio De Almeida. Der Portugiese, sechs Jahre älter, sei ein «malade de foot», wurde er in einer Schlagzeile einmal beschrieben, ein Kranker des Fussballs. «Das stimmt», sagt Cornut und lacht, «Fabio isst und lebt Fussball.»

Auch De Almeida hat einen speziellen Beruf: Als Kranführer verbringt er seinen Tag mit grosser Verantwortung und in luftigen Höhen. Sogar da denke er aber womöglich an Fussball, mutmasst Cornut lachend: «Manchmal denke ich, dass er mit dem Kran Gegenstände am Boden herumschiebt, damit er Aufstellungen simulieren kann.»

Kennengelernt hätten sie sich durch den Fussball, vor sechs, sieben Jahren, sagt Cornut: «Er ist aber vor allem ein Freund. Wir haben die gleiche Vision, aber nicht den gleichen Charakter und sind sehr komplementär.»

Da beide am Tag in ihren Haupttätigkeiten voll gefordert sind, müssen sie zu ungewöhnlichen Zeiten kommunizieren. «Oft ist das spät in der Nacht oder früh am Morgen», sagt Cornut. Er selber ist ein Morgenmensch - auch das Telefonat für diesen Artikel begann um 07.23 Uhr.

Der FC Echallens Région belegt aktuell Platz 5 in der Gruppe 1 der 1. Liga Classic und stützt sich dabei grundsätzlich auf eine offensiv ausgerichtete Spielweise. Konkrete Rangziele mag Charly Cornut für die Rückrunde nicht definieren: «Wir wollen vor allem unser Spielmodell weiterentwickeln und unsere eigene Identität. Wenn wir das umsetzen, bin ich auch überzeugt, dass wir mit Resultaten belohnt werden.»

Und wie geht es langfristig weiter? Haben die beiden Co-Trainer trotz ihrer ausfüllenden Jobs höhere Ambitionen? «Ich wünsche mir vor allem, dass Fabio dereinst vollumfänglich vom Fussball leben kann. Was mich selber angeht, habe ich nicht wirklich einen Plan.» (mke)