16.09.2022 07:00

«Wir streben einen Exploit an»

Der FC La Chaux-de-Fonds belegt nach sechs Runden Rang 9. An diesem Samstag kommt es auf der Charrière zu einem nicht alltäglichen Match: Servette, Co-Leader in der Super League, ist im Cup-Sechzehntelfinal zu Gast.

Der Mann an der Seitenlinie ist ein Routinier, er bringt die Erfahrung aus rund 300 Spielen in der Super League und Challenge League mit: Pascal Oppliger. Seit diesem Sommer trägt der 42-Jährige, der jahrelang bei Xamax spielte, die Verantwortung als Trainer beim FC La Chaux-de-Fonds. Vor seinem Engagement beim Erstligisten hatte er bei Xamax als rechte Hand von Joël Magnin und danach von Stéphane Henchoz agiert, ausserdem betreute er während einer Saison die U-18 des Neuenburger Vereins.

Oppliger war als Spieler kein Artist, aber wertvoll, weil er sich in den Dienst der Mannschaft stellte. Und er habe damals oft schon wie ein Trainer gedacht. Darum war für ihn nach dem Rücktritt klar, dass er dem Fussball verbunden bleiben wollte. Einen Funktionärsposten schloss er aus, er wollte auf dem Platz stehen und mit einem Team arbeiten. «Der Trainerjob ist der beste, den ich mir vorstellen kann», sagt Oppliger, der aber nicht als Profi angestellt ist. Er arbeitet in einem 50-Prozent-Pensum noch als Sachbearbeiter.

Die Begeisterung wieder wecken

Der FC La Chaux-de-Fonds ist ein Verein mit reicher Tradition, 1954, 1955 sowie 1966 wurde er Schweizer Meister. 2003 stieg er in die Challenge League auf und hielt sich sechs Jahre auf zweithöchster Ebene. Seit dem Abstieg aus der Promotion League 2019 spielt er in der 1. Liga. Oppliger möchte sich nun mit seiner Mannschaft in den Top 7 klassieren und in der Stadt die Begeisterung wieder wecken.

In La Chaux-de-Fonds geniessen die Eishockeyaner aus der Swiss League einen höheren Stellenwert, das weiss auch Oppliger: «Der HCC ist die Nummer 1 hier. Aber ich glaube schon, dass bei uns noch einiges an Potenzial vorhanden ist. La Chaux-de-Fonds ist eine Stadt, die den Sport gerne hat.»

Nun steht ein besonderer Samstag bevor: Servette kommt zum Cup-Sechzehntelfinal auf die Charrière. Und Oppliger geht davon aus, dass die Kulisse wesentlich eindrücklicher sein wird als bei einer Partie in der Meisterschaft. «Wir freuen uns enorm auf dieses Spiel», sagt der Coach und betont, dass sich der Aussenseiter gegen den Co-Leader der Super League durchaus Chancen ausrechne: «Wir glauben daran, dass wir einen Coup landen können!»

Fabio Lo Vacco, ein Vorbild

Einer, der eine Schlüsselrolle übernehmen soll, ist Fabio Lo Vacco, 28 und Captain des Teams. Er kam vor der Saison von Bavois aus der Promotion League und übernahm gleich die Rolle des Antreibers. «Er ist ein Vorbild für die Jüngeren», sagt Trainer Oppliger, und von diesen Jüngeren gibt es doch einige. Lo Vacco kommuniziert viel, geht mit Grinta voran und ist für La Chaux-de-Fonds bereits unverzichtbar.

Wenn es nun gegen Servette geht, wird sich seine Nervosität in Grenzen halten. Erfahrungen im Cup gegen Oberklassige hat er schon reichlich gesammelt, und sein Ehrgeiz, einem Grossen ein Bein zu stellen, ist riesig. «Wir streben einen Exploit an», erklärt er und ist allein deshalb zuversichtlich, weil die Mannschaft über eine «gute Mentalität» verfügt: «Wir setzen alles daran, um Servette das Leben so schwer wie nur möglich zu machen. Wenn wir uns zu viele Fehler leisten, bezahlen wir sofort.»

Aufstieg als mittelfristiges Ziel

Für Lo Vacco aber steht ausser Frage: «Druck hat nur Servette. Wir können völlig befreit aufspielen.» Er, der bereits einmal bei La Chaux-de-Fonds unter Vertrag stand und mit seinen Kollegen 2016 in die Promotion League aufstieg, möchte mit seiner Mannschaft nicht nur im Cup für Furore sorgen, sondern auch in der Meisterschaft. «Mittelfristig wäre es schön, wenn es mit dem Aufstieg klappen würde», sagt er - bevor er wieder auf den Samstag zu sprechen kommt und die Aufgabe gegen Servette: «Wir freuen uns alle riesig darauf.» (pmb.)