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08.05.2024 11:26

Aurélien Chappuis mit Etoile Carouge vor dem Aufstieg

Der 30-jährige Captain ist eine der Stützen bei den Genfern, die bereits am Mittwochabend in die Challenge League aufsteigen könnten - ohne selber im Einsatz zu stehen. Der Finanzberater dürfte im Sommer sein berufliches Pensum reduzieren.

2011/12 war es, als Etoile Carouge letztmals in der Challenge League dabei war. Nun stehen die Chancen vorzüglich, dass die Genfer in die zweithöchste Spielklasse zurückkehren: Sollte Rapperswil am Mittwoch in Cham nicht gewinnen, ist die Promotion fix. Andernfalls kann Carouge am Samstag mit einem Sieg gegen die U-21 von YB alles regeln.

Die Wahrscheinlichkeit, dass die Equipe noch einbricht, ist äusserst gering. Zu stabil präsentiert sie sich, zu souverän verläuft die Saison bislang. In den vergangenen acht Partien gewann sie zwanzig Punkte und hielt Verfolger Rapperswil stets auf Distanz.

Dickes Lob für den Trainer

Zu den Säulen des Teams zählt unbestritten Aurélien Chappuis, Captain und mit 30 Jahren ein Routinier. Der defensive Mittelfeldspieler ist so etwas wie der verlängerte Arm von Trainer Adrian Ursea, von dem Chappuis geradezu schwärmt. Für ihn gehört Ursea in die «Topklasse», weil er zum einen fachlich extrem stark sei: «Er pflegt die Details und hat eine wissenschaftliche Herangehensweise.» Zum anderen hebt Chappuis die menschlichen Vorzüge hervor: «Sein Umgang mit den Spielern ist aussergewöhnlich. Die Zusammenarbeit macht unheimlich Spass.» Und: «Adrian Ursea macht eine Mannschaft einfach besser. Wäre er bei einem anderen Club, stünde dieser in der Tabelle weit oben. Für mich hat er keinen Schwachpunkt.»

Dass Aurélien Chappuis überhaupt noch spielt, ist keine Selbstverständlichkeit. Der gebürtige Jurassier aus Bassecourt, der einst in der U-21 des FC Basel unter Vertrag stand und mit der Schweizer U-20-Auswahl ein Länderspiel absolvierte, hatte zeitweise die Lust am Fussball verloren. Anfang 2018, ein halbes Jahr nach dem Aufstieg mit Yverdon in die Promotion League, verabschiedete er sich in die USA. Er vertiefte seine Englischkenntnisse, reiste durchs Land, spielte Tennis und kehrte erst nach zehn Monaten wieder in die Heimat zurück.

Verliebt in den Club und Genf

Kaum war er wieder da, meldete sich Anthony Sirufo bei ihm, ein alter Bekannter und damals Trainer von Bassecourt. Chappuis liess sich zu einem Comeback bewegen - und fand wieder Spass am Fussball. «Ich wollte eigentlich aufhören und mich auf den Beruf konzentrieren», sagt er, «aber ich merkte, wie sehr mir nicht nur das Spiel fehlte, sondern auch das Zusammensein mit den Kollegen, die Kabine.»

Chappuis, der Wirtschaft studierte und mit dem Bachelor abschloss, fand eine Stelle als Finanzberater in Genf. Anfang 2019 schlug er auch sportlich ein neues Kapitel auf, folgte dem Lockruf von Trainer John Dragani zu Stade Nyonnais und erlebte intensive sechs Monate. Im Sommer 2019 unterschrieb er bei Etoile Carouge, und heute sagt er: «Ich habe mich in den Klub und in die Stadt Genf verliebt.»

Er steht in seiner fünften Saison bei Carouge, aber das ist für ihn mehr ein zeitintensives Hobby. Chappuis arbeitet in einer Vollzeitanstellung in der Finanzbranche. Da stellt sich die Frage: Wie geht es mit ihm im Sommer weiter, wenn der Verein in der Challenge League und damit im bezahlten Fussball spielt? Vorsorglich hat er schon einmal beim Chef nachhefragt, ob er sein Pensum reduzieren könnte. Denn eines ist klar: Chappuis hat grosse Lust auf das sportliche Abenteuer. Die Liga ist ihm nicht fremd, er spielte bereits für die SR Delémont und Le Mont in der Challenge League.

Carouges mentale Stärke

Aktuell bestreitet er eine Saison, die er zu seinen besten überhaupt zählt. Ein ähnlich gutes Gefühl hatte er damals in der U-21 des FC Basel und in der Saison, als er mit Yverdon in die Promotion League aufstieg. «Rapperswil war ein hartnäckiger Verfolger. Aber wir zeigten in den entscheidenden Momenten immer wieder mentale Stärke. Die Nervosität haben wir in den Griff bekommen», sagt Chappuis.

Wenn es Anlass zur Selbstkritik gibt, dann ist es die mangelnde Effizienz. «Wir erarbeiteten uns oft sehr viele Chancen, belohnten uns aber zu wenig in Form von Toren.» Denkt er an den vergangenen Samstag und das 2:1 in Zürich, bemerkt er: «Wir hätten zur Pause 3:1 führen müssen.» Der Siegtreffer fiel schliesslich erst tief in der Nachspielzeit. Wie auch immer: Das Tor von Madyen El Jaouhari ist Gold wert. Der Aufstieg rückt dadurch noch näher. Und Aurélien Chappuis kann vielleicht am Mittwochabend schon mit seinen Kollegen aufsteigen - ohne auf dem Rasen zu stehen. (pmb.)