Fotocredit: Facebook FC Bavois
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Mit drei Toren schreibt Adrian Alvarez vom FC Bavois Geschichte

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15.09.2023 06:09

Mit drei Toren schreibt Adrian Alvarez vom FC Bavois Geschichte

Beim 5:1 gegen den SC Brühl St. Gallen spielte der Stürmer gross auf. Nun ist er Rekordtorschütze der Hoval Promotion League.

Wer vor dem Heimspiel des FC Bavois gegen den SC Brühl St. Gallen von einem Tor-Multipack von Adrian Alvarez geredet hätte, wäre zumindest skeptisch angeschaut worden. Nicht etwa, weil der rechte Aussenstürmer nicht torgefährlich wäre - seine Skorerqualitäten sind weitherum bekannt. Vielmehr, weil das letzte Erfolgserlebnis schon länger zurück lag: Ende April hatte er beim 4:4 gegen die U-21 des FC Basel seinen achten Treffer in der letzten Saison erzielt.

538 Minuten waren seither ohne weiteren Torerfolg von Alvarez vergangen - dann traf er kurz vor der Pause zum 2:1-Führungstreffer gegen die Ostschweizer. «Ich war sehr erleichtert, weil ich so lange nicht mehr getroffen hatte und vor allem auch, weil es ein wichtiges Tor war und ich damit dem Team helfen konnte», sagt Alvarez. Und nun kam das, was man so oft mit «Ketchup-Effekt» bezeichnet: Er doppelte mit dem 4:1 nach und setzte zehn Minuten später auch den Schlusspunkt. 33 Minuten brauchte er für den Dreierpack.

Man könnte meinen, letztere beiden Treffer hätten primär statistischen Wert gehabt. Weit gefehlt: Es waren Alvarez’ Treffer Nummer 74 und 75 in der dritthöchsten Spielklasse.  Damit ist er nun alleiniger Rekordhalter in der Historie der Promotion League.. Von der Bedeutung seiner nächsten Tore hatte er dank Teamkollegen und Journalisten gewusst. Zusätzlichen Druck habe er nicht gespürt, sagt er, aber: «Jetzt bin ich sehr froh, dass es geklappt hat.» Und er fügt an: «Es war nicht einfach, so viele Tore zu erzielen.»

Tatsächlich: 75 Tore sind eine beeindruckende Marke und noch mehr, wenn man bedenkt, dass er sie alle für denselben Klub geschossen hat. Und nicht etwa für eine der Liga-Grössen, sondern für den FC Bavois. Der Ort, 12 Kilometer von Yverdon-les-Bains gelegen, zählte Ende 2022 gerade einmal 1010 Einwohner und ist eine der kleineren Gemeinden im Kanton Waadt. Als Alvarez 2016 zum Verein gewechselt war, seien die Verhältnisse noch ganz anders gewesen, sagt er: «In den ersten beiden Jahren genossen wir in der Liga keinerlei Respekt.»

In Skandinavien blieb er nur kurz, ist aber sehr gereift

Adrian Alvarez hatte vorher nicht etwa für einen Ligakonkurrenten gespielt, sondern für den schwedischen Drittligisten Västeras. Er blickt zufrieden auf jene Zeit zurück: «Ich bin dort sehr gereift.» Er hätte noch ein Jahr in Skandinavien bleiben können, entschied sich aber mit 24, nicht nur auf den Sport zu setzen. Dabei kam ihm ein Angebot vom «ewigen» Bavois-Präsidenten Jean-Michel Viquerat entgegen, der den Klub aktuell im 32. Jahr führt und ihm den Einstieg in seine Firma ermöglichte. Schon Viquerats Vater stand dem FCB übrigens 26 Jahre vor.

Heute, sieben Jahre später, ist Adrian Alvarez ein etablierter Mitarbeiter und redet rückblickend von einer «win-win-Situation»: «Der Präsident hat mir die Chance gegeben und ich habe sie genutzt. Und ich fühle mich sehr wohl in diesem familiären Verein.» Dass es nicht nur ihm so geht, zeigt sich auch an weiteren Personalien: Bekim Uka trainiert die erste Mannschaft seit 2012, und Goalie Robin Enrico steht seit 2017 im Tor,

«Gewisse Züge fahren im Leben nur einmal durch»

Etabliert hat sich auch der FC Bavois im Schweizer Fussball - mitunter dank den Toren von Adrian Alvarez. Es wäre für ihn durchaus legitim, sich zu fragen, ob er nicht mehr auf die Karte Fussball hätte setzen sollen. Diese Frage habe er sich natürlich auch gestellt, sagt er,  für ihn stimme es aber so, wie es sei: «Gewisse Züge fahren nur einmal im Leben durch, ich habe keinerlei Bedauern, und bin stolz auf den Weg, den ich gegangen bin.» Heute ist er 32, Vater, und die Prioritäten haben sich naturgemäss etwas verschoben.

Für Bavois ist das Primärziel jeweils der Ligaerhalt, bessere Platzierungen sind für ein Team ohne Profispieler vor allem ein Bonus. Auf diesem Weg ist der Saisonstart mit acht Punkten aus sechs Spielen und Platz 7 durchaus als Erfolg zu werten. Alvarez ist aber zuversichtlich, dass mehr möglich ist: «Ich glaube, dass wir die Voraussetzungen mitbringen, um uns im oberen Ranglistenbereich klassieren zu können.» Gelingen dem Rekordtorschützen weitere Treffer, wird diese Zuversicht noch einmal neue Nahrung erhalten. (mke)