15.05.2024 06:00

Alessio Bellante pariert Bälle - und setzt sich für Recycling ein

Der 28-jährige Goalie der AC Taverne lässt sich zum HR-Fachmann ausbilden. Am Wochenende möchte er nach langer Verletzungspause das Comeback geben und mit den Tessinern den Ligaerhalt feiern.

Als im Sommer 2023 der Vertrag bei Paradiso ausläuft, hat Alessio Bellante die Hoffnung, dass er seine Karriere bei der AC Bellinzona fortsetzen kann. Die Gespräche führen aber nicht zum gewünschten Ergebnis, und darum legt der Goalie eine halbjährige Pause ein.

Bellante, ehemaliger Profi bei Lugano und Chiasso, konzentriert sich auf seine berufliche Laufbahn. Der 28-Jährige lässt sich zum HR-Fachmann ausbilden und arbeitet daneben bei der Fratelli Maffi SA in Lugano. Zu diesem «Transfer» kam es, weil Bellante Daniel Maffi kennt - der ehemalige Teamkollege arbeitet im Familienunternehmen in einer führenden Position. Maffi SA, Anfang des 20. Jahrhunderts gegründet, beschäftigt heute rund 30 Mitarbeitende und hat sich dem Recycling verschrieben.

Eltern gaben ihm die Werte mit

Konkret heisst das, dass Materialien, die vermeintlich nichts mehr taugen und als Abfall gelten, wiederverwertet werden. Metalle und Papier, Karton und Glas, Plastik und vieles mehr werden nicht einfach entsorgt, sondern von Firmen aus den verschiedensten Bereichen verarbeitet. Die Maffi SA leistet so einen wertvollen Beitrag zum Umweltschutz. Und sie hat mit Alessio Bellante einen Mann im Büro, dem seine Arbeit nicht zuletzt deshalb Spass macht, weil dahinter ein Sinn steckt.

«Respekt gegenüber der Natur war für mich schon immer wichtig», sagt er, «meine Eltern haben mir diese Werte mitgegeben. Wenn ich nun mit meinem Beruf etwas Gutes tun kann, mache ich das sehr gerne.» Und: «Wir alle kennen die Herausforderungen, mit denen wir auf unserem Planeten konfrontiert sind. Darum finde ich es wichtig, dass wir gemeinsam etwas unternehmen.»

Das grosse Vorbild: Gianluigi Buffon

Alessio Bellante hat eine neue Richtung eingeschlagen. Früher setzte er ganz auf den Fussball. Der ehemalige Junior von Rapid Lugano eiferte seinem Idol nach: Italiens Torhüterlegende Gianluigi Buffon. Und neben Buffon hielt er auch grosse Stücke auf den Tschechen Petr Čech. Bellante, schweizerisch-italienischer Doppelbürger, brachte zwar einiges an Talent mit, aber zum Durchbruch reichte es nicht ganz.

2017 wechselte er zu United Zürich, Ende Jahr kehrte er bereits zu Chiasso zurück. 2021 kam er beim FC Paradiso unter und stieg mit den Tessinern 2022 in die Hoval Promotion League auf. Bellante, Fan von Juventus Turin, fand nach seiner selbst auferlegten Pause bei Taverne in der 1. Liga Classic wieder den Spass am Fussball.

Allerdings endeten die Glücksgefühle rasch. Bellante hütete dreimal in der Meisterschaft das Tor, und er war beim 2:1-Erfolg in der 2. Runde des Schweizer Cups ebenfalls dabei. Aber in dieser Partie zog er sich eine gravierende Oberschenkelverletzung zu, die ihn zu einer monatelangen Pause zwang. Bellante reiste zu Behandlungen unter anderem nach Turin, wo sich ein Arzt der medizinischen Abteilung von Juventus um ihn kümmerte.

Inzwischen trainiert er wieder und fühlt sich fit genug, um wieder einzugreifen. Bellante traut sich Einsätze jedenfalls zu, vielleicht gibt er nun am Samstag in Zürich gegen die U-21 der Grasshoppers sein Comeback. Taverne hat schwierige Monate hinter sich, nun ist ein versöhnliches Ende nahe: Ein Unentschieden bei GC reicht, um den Ligaerhalt zu sichern. Das würde gleichzeitig bedeuten, dass sich nach Gossau auch der FC Balzers aus der Gruppe 3 verabschieden müsste.

Bellante ist offen für Neues

Und wie geht es mit Alessio Bellante im Sommer weiter? «Was das Sportliche angeht, ist es völlig ungewiss», sagt er, «ich bin offen für Neues.» Auch für die Deutschschweiz? «Grundsätzlich schliesse ich auch das nicht aus. Aber die fehlenden Deutschkenntnisse sprechen eher dagegen. Ausserdem ist mir meine Arbeit bei der Maffi SA in Lugano sehr wichtig.»

Im September schliesst er die Ausbildung zum HR-Fachmann ab, und Bellante hat nicht vor, sich vom Unternehmen bald zu verabschieden. Aber er fühlt sich zu jung, um die sportliche Laufbahn zu beenden. Die Lust, in Taverne oder sonstwo weiterzumachen, ist vorhanden. Und wenn er doch wieder einmal pausiert, weiss er: Irgendwann tut sich irgendwo gewiss wieder eine Chance auf. (pmb)