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22.03.2024 07:36

Team-Optimierung statt Zaubertrank beim FC Münsingen

Nach einer schwierigen Vorrunde zeigten die Berner zuletzt Aufwärtstrend. Trainer Patrick Baumann tritt am Saisonende zurück, will vorher aber noch einmal Vollgas geben.

Patrick Baumann schmunzelt. Grund dafür ist die Frage, ob die letzten beiden Partien besonders wichtig gewesen seien. «Das waren sie», sagt der Trainer des FC Münsingen, «aber wir haben im Moment nur wichtige Spiele.»

2:2 spielten die Berner vor einer Woche bei Concordia Basel. Und zuletzt gewannen sie das «Kellerkinder-Duell» 3:1 gegen den Letzten FC Muri. Den Abstand zum Trennstrich konnten sie so auf immerhin vier Punkte vergrössern. Dass der FC Münsingen gegen die Aargauer überhaupt Teil einer solchen Affiche in den Tabellen-Niederungen war, hat er sich auch selber zuzuschreiben. Im Herbst gingen die letzten sechs Partien allesamt verloren und so folgte ein rasanter Absturz.

Eine Kombination von Faktoren sei ausschlaggebend gewesen, sagt Baumann: «Wir hatten mehrere angeschlagene Spieler und hatten im Sommer auch zwei, drei Abgänge gehabt, die uns auf dem Platz aber vor allem auch in der Kabine sehr gefehlt haben. Diese konnten wir nicht gleichwertig ersetzen.»

Fünf jener sechs Partien wurden mit einem Tor Unterschied verloren, und in den entscheidenden Phasen hatte es an Spielern gefehlt, welche Verantwortung übernahmen. Nun scheint diese Phase überwunden: Den 2:2-Ausgleich bei „Congeli» erzwang Münsingen in der Nachspielzeit, nachdem das Team in der 85. Minute in Rückstand geraten war. Und auch das Spiel gegen Muri hätte gemäss Baumann «auf beide Seiten kippen können. Im Herbst hätten wir solche Spiele wohl noch verloren, nun haben wir mit Kampf dagegengehalten.» 

Einen Zaubertrank hat Patrick Baumann in der Winterpause nicht gefunden, wohl aber wurde die Team-Zusammensetzung auf Schlüsselpositionen optimiert. Der Trainer sagt es so: «Aufgrund der Vorrunde haben wir am Kader gschrüblet.» Zwei Abgängen standen vier Zuzüge gegenüber - zwei Spieler kamen aus der U21 des FC Thun, je einer wurde vom FC Breitenrain, respektive dem FC Lerchenfeld verpflichtet, allesamt Spieler mit Führungsqualitäten. Florian Ajeti, der vorher für «Breitsch» gespielt hatte, traf gegen Muri zweimal.

Grösserer Konkurrenzkampf und die Kehrseite der Medaille

«Durch die Transfers wurde der Konkurrenzkampf angekurbelt», sagt Baumann. Das wirkt sich auf verschiedenen Ebenen aus: Die Trainings sind intensiver, die Spieler generell fitter, und Baumann kann auf praktisch jeder Position unter zwei Kandidaten auswählen. Es gibt aber auch eine Kehrseite der Medaille: «Wenn niemand ausfällt, muss ich vier bis sechs Spielern sagen, dass sie am Wochenende nicht dabei sind. Diesen Teil des Trainerjobs habe ich gar nicht gerne.»

Die Veränderungen haben auf dem Rasen auch eine optische Konsequenz. Neu wird mit einer Dreierabwehr gespielt, je nachdem kommt ein 3-4-3 oder ein 3-5-2 zur Anwendung. «Wir waren mit dem vorherigen System nicht zufrieden, wir waren zu leicht durchschaubar», erklärt Baumann. Er sagt aber auch: «Den Wechsel haben wir nur darum vollzogen, weil wir jetzt Spieler haben, die dieses System auch spielen können.» Es ist ein indirektes Lob an die schnellen Aussenverteidiger und Flügelstürmer.

«Nicht schon jeder war Trainer des FC Münsingen»

Patrick Baumann, selber lange Jahre erfolgreicher Fussballprofi, ist seit Sommer 2022 im Amt. Er folgte damals auf den «Mister Schweizer Vereinstreue» schlechthin: Kurt Feuz hatte 37 Jahre auf dem Sportplatz Sandreutenen gewirkt, einzig wirklich ältere Semester im Vereinsumfeld konnten sich an einen Münsingen-Trainer anderen Namens erinnern. Der Einstieg sei einfach und schwierig zugleich gewesen, sagt Baumann: «Viele Leute waren skeptisch, vor allem, weil sie nichts anderes kannten. Mich hat die Aufgabe aber gereizt, schliesslich war nicht schon jeder Trainer des FC Münsingen.»

Mittlerweile ist er etabliert und hätte noch einen Vertrag bis 2026 gehabt. Es gilt der Konjunktiv, weil Patrick Baumann im Januar den Verein informierte, dass er am Saisonende aufhören werde. Mit dem Club habe das rein gar nichts zu tun, betont er: «Ich will einfach mehr Zeit mit der Familie verbringen.» Seine beiden Kinder sind 11 und 9, spielen nun beide Fussball und bald folgt auch der Wechsel des Älteren in die Sekundarschulstufe. Baumann sagt: «Bis vor einem Jahr ging das alles locker, nun ist aber an allen Fronten so viel gegangen. Und wenn ich zuhause wirklich helfen will, muss ich das jetzt tun und nicht in drei oder vier Jahren.» Deshalb wird er nun mindestens zwei Jahre aussetzen, es kann aber auch länger sein. «Für mich ist es eine Pause auf unbestimmte Zeit.» Seinen Nachfolger hat der FC Münsingen bereits gefunden: Daniel Klossner vom FC Lerchenfeld..

Bis Ende Mai will Patrick Baumann aber noch einmal Vollgas geben. «Ich will meinem Nachfolger ein intaktes Team in dieser Liga übergeben.» Weitere Punkte auf der Mission Klassenerhalt möchte der FC Münsingen schon am Wochenende beim FC Emmenbrücke holen. «Es ist ein weiteres Sechspunkte-Spiel», sagt Baumann. (mke.)